Samstag, 30. Juli 2022

 Durch das Grauen der Arktis und die „Flucht“ nach Finnland.


Heute, Samstag, sind wir nach Schweden reingefahren und stehen jetzt am (Bottnischen Meer)Busen der Natur.

Wir müssen euch aber noch von der Vertreibung aus Norwegen erzählen…böse Trolle mit Messern…



Welche Trolle auch immer uns rieten, unbedingt nach Hamningberg zu fahren??!!


10 Uhr morgens.Es fängt ganz harmlos an mit einer gut asphaltierten, aber einspurigen Straße durch grünes Hügelland mit grasenden Rentieren.

Plötzlich wird die Landschaft schroffer. Geröll.


Dann, zwischen nach oben ragenden Felsscheiben die Ferienhäuschen der Trolle (?).



Zurück? Nein, sehen, was noch kommt: Ein paar Kurven weiter eine riesige halbkreisförmige Sandbucht. Wer badet hier?!


Schon wieder stehen die Messerklingen hoch, höher und höher. Nieselregen.


Die enge Straße windet sich durch die Messerberge, ab und zu kommt ein Fahrzeug entgegen, Ausweichbucht suchen…


Zur Erholung wird’s flacher…, wieder Rentiere.




Der Wind kommt aus entgegengesetzten Richtungen. Wo sind wir??? Wo ist Hamningberg?



Noch zwei Mal um die Kurve. Noch ein Geröllfeld.


Noch drei Kurven, ein Strand. Wo ist Hamningberg?

„Es wird ein Café geben, da essen wir eine Suppe“, sage ich zur Aufmunterung des gestressten Fahrers.



Da hinten ist Hamningberg!

Ca 30 Häuser im leichten Nebel, das Café geschlossen, kein Laden, keine Kirche…


Wer lebt hier oder macht gar Ferien???

Wer hat uns hierher geschickt?

- Ein Kaffee im Bus, ein Nickerchen, um 5 Uhr morgens hatte uns der Sturm in Vardø nicht mehr schlafen lassen… es ist erst Mittag.

Zurück, den ganzen bösen Zauber noch einmal, Kurve für Kurve…

Welche Sonne ist hier abgebildet???
Am Tunnel nach Vardø vorbei, 


vorbei am Berg Domen - nicht, dass uns noch die Erde auf’s Dach rollt! 12.57 Uhr. Nach Finnland! 



Dort sind wir um 18 Uhr - nein, um 17 Uhr!

Zeitverwirrspiel! Finnland dreht die Uhr nicht zurück!



Freitag, 29. Juli 2022

 Kunst in Vardø

Das also war Vardø in den 50ern und davor natürlich: eine Fischereihochburg. Und heute? Überall Fischzuchten. 

Privat wird viel gefischt, aber für den Eigenbedarf. Kein Verkauf mehr im Fischereihafen. 




Vardø stirbt. 


Sehr auffällig auf der kleinen Vardøhälfte, auf der wir gestanden haben.



Alternative Kunst zieht ein. 


Graffiti. 





Das ist auch nicht neu und passt sich dem Verfall etwas an.




Im 


Hurtigrutenhafen gibt es neuere Graffiti.











Aber mit dem neuen Denkmal, das auf die Hexenverbrennung im 17. Jh. aufmerksam macht, zieht eine besondere, hochwertige Kunst ein, die den Finger in die Wunde legt - ähnlich der, die wir von AiWeiWei gesehen hatten.


STEILNESET


2011 wurde das Kunstwerk von Louise Bourgois und Peter Zumthor durch Königin Sonja von Norwegen eröffnet.



Es besteht aus zwei getrennten, architektonisch sehr unterschiedlichen Gebäuden, einer langen, schmalen Gedenkhalle, einem Fischtrockengestell ähnlich,
  und einem schwarzen Würfel.


In der 120m langen Gedenkhalle ist es dunkel. 

91 kleine Fenster geben den Blick nach draußen, dem Meer, frei und sind gleichzeitig von einer Glühlampe erhellt. Daneben hängt jeweils ein Text, der an ein Opfer erinnert.













Im Pavillon findet sich der symbolische Scheiterhaufen. Flammen züngeln durch die Sitzfläche des Stuhls. 








Sieben ovale Spiegel bilden einen Kreis und symbolisieren die Richter.


Kunst hilft Vardø zu überleben.




Donnerstag, 28. Juli 2022

 Nach Vardø



Mit dem Ziel das Fort in Vardø zu sehen, hat Burkhard heute nichts aufgehalten und wir sind 360km gefahren. Landstraße. 

Es geht über die Berge im Nebel, wir berühren die 4 Fingerspitzen des Tanafjordsund erreichen bei Tana Kirke den Tana-Fluss.


Ein besonderer Kirchenbau mit seinem dreieckigen Turm. 

Es gibt viele interessante Kirchenneubauten in Norwegen.



Die Kirche ist offen und wir sind begeistert von den Farben und der schlichten Schönheit.


Weiter geht es den immer breiter werdenden Tana

entlang, der Sand (aus Finnland?) an seinen Ufern ablagert.

Bei Tana bru geht es über die neue Brücke.


Ab Varangerbotn geht es 125 km bis Vardø am Südufer des Varangerfjords entlang, der, immer breiter werdend, sich zur Barentssee öffnet.


Auf der Mitte etwa liegt Vadsø. Wieder eine besondere Kirche. 


Der Anlegemast  des abgestürzten italienischen Zeppelins "Italia", der zur Polarforschung abgehoben hatte und im Schneesturm abstürzte, steht hier zum Gedenken.  Bei den Bergungsarbeiten wurden fast alle gerettet. Der berühmte Seefahrer Amundsen aber kam bei der Rettungsaktion ums Leben.



Die Fahrt ist wunderschön und die Temperatur geht bis 22° hoch! T-Shirtwetter!



Kurz vor Vardø der Domen, ein Berg, auf dem 1621 bis 1692 80 Hexen verbrannt wurden. 

Ein besonderes Denkmal, STEINEST, haben die Künstler Louise Bourgeois und Peter Zumthor geschaffen. Wir wollen es morgen ansehen.


Dann geht es 88m unter dem Meeresspiegel durch den Tunnel nach Vardø und dort sofort zur Festung!


Vardøhus


Wenn die Sonne erstmals im Jahr voll über dem Horizont steht, wird 2x Salut abgefeuert!

Dann haben alle Schüler schulfrei!



Vardøhus ist die nördlichste Festung. Das viereckige Areal, 30x40m mit 4m hohen achteckigen Mauern, besteht seit dem 14. Jh. Im 17. Jh fanden hier die Hexenprozesse statt. 


1940 wurde die Festung von den Nazis als letzter Verteidigungspunkt zerstört. Wieder aufgebaut, dient sie heute als Schule für Seestreitkräfte und als Museum, in dem Historisches zusammengetragen wurde.










Erstaunlich, was Vardø noch in den 1950ern für eine Bedeutung als Fischereihafen hatte…


Schon vor dem Tunnel hatten wir die Hurtigruten nach Vardø einfahren gesehen. Schnell zum Hafen.


Da liegt, majestätisch, „Kong Harald“.

Bei Kaffee und Waffel mit braunem Käse und Erdbeermarmelade sehen wir ihn auslaufen.


Nistende Dreizehenmöven im Hafen

Vardø

Wir suchen uns einen wunderbaren Platz auf der anderen Vadøseite.




Leider sehen wir die Sonne um 23.32 Uhr zum letzten Mal, nicht um Mitternacht.